Handeln, bevor Schmerzen chronisch werden!

Mannheim, 20. Oktober 2021 – Mehr als zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler haben Studien zufolge regelmäßig Kopfschmerzen. Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen verpassen dadurch wiederholt den Unterricht. Oftmals sind Leistungsdruck, emotionaler Stress, zu viel Zeit am Bildschirm und zu wenig Bewegung die Ursache – der monatelange Lockdown hat all diese Faktoren noch einmal deutlich verstärkt. Dennoch werden Kopfschmerzen bei Kindern häufig nicht ernst genommen und sie werden keinem Arzt oder Ärztin vorgestellt – obwohl oft einfache therapeutische Maßnahmen die Schmerzen lindern könnten. Was Eltern, Kinder und Jugendliche tun können und wie interdisziplinäre Konzepte helfen, damit Kopfschmerzen nicht chronisch werden, wird Thema bei der heutigen Online-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses sein.

Schmerz-Präsident apl. Prof. Dr. W. Meißner:
 „Versorgung für Schmerzpatienten verbessert, neuer Vertrag mit Krankenkasse bundesweit gestartet, BARMER dabei, weitere können mitmachen!“

Berlin, 1. April 2022. „Handeln, bevor Schmerzen chronisch werden, ist nötig und möglich“, so Prof. Dr. Winfried Meißner, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. Dafür wurden nun die Voraussetzungen geschaffen: Ein Team aus Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten klärt bereits nach sechs Wochen anhaltender Schmerzen gemeinsam ab, welche Therapie der Patient erhalten soll. Mit diesem Ambulanten Interdisziplinären Multimodalen Assessment (A-IMA) gibt es nunmehr eine Chance, rechtzeitig eine geeignete Therapie einzuleiten, so Schmerz-Präsident Meißner.

Die Deutsche Schmerzgesellschaf e.V. konnte diese neue Behandlungsform „A-IMA“ jetzt vertraglich (Stichwort: Selektivvertrag) mit der BARMER vereinbaren. Weitere Krankenkassen sind angefragt und eingeladen, ebenfalls mitzumachen. Derzeit können deren Versicherte das A-IMA bundesweit in Anspruch nehmen, aktuell an über 10 Zentren, der Ausbau an über 25 Standorten ist für die nächsten Monate eingeleitet. „Wir sind stolz, somit einen zentralen Baustein einer vorherigen Versorgungsstudie PAIN2020, in die Angebotslandschaft des Deutschen Gesundheitswesen zu überführen“, so Schmerz-Präsident Meißner. Details zum A-IMA, inklusive Patienteninformationen und einer Übersicht teilnehmender Zentren sind online einsehbar über den Link www.a-ima.de. Weitere geeignete Zentren sowie weitere gesetzlichen Krankenkassen sind eingeladen, ebefalls mitzumachen.

„Damit setzen wir ein zentrales Element einer vorherigen Versorgungsstudie (PAIN2020) in die Praxis um“, so Dr. Ursula Marschall, Abteilungsleiterin Medizin und Versorgungsforschung der BARMER. Um zu erforschen, wie Patienten vor einer Chronifizierung ihrer Schmerzen bewahrt werden können, ist im Rahmen des Projekts PAIN2020 in den letzten Jahren mit einer öffentlicher Förderung aus dem Innovationsfonds des G-BA in Höhe von rund 7 Mio. Euro der Nutzen des neuen A-IMA wissenschaftlich untersucht worden. Dr. Ulrike Kaiser, eine der wissenschaftlichen Projektleiterinnen der Konsortialpartner der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V ergänzt: „Zentraler Inhalt der Studie, an der rund 1.000 Patienten teilgenommen haben, war das Interdiziplinäre Multimodale Assessment.“ Die Erkenntnisse dieses Projektes sind so vielversprechend, dass es der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. nunmehr gelungen ist, zentrale Inhalte dieser Studie regelhaft in die Patientenversorgung in Deutschland zu überführen und dazu einen entsprechenden Versorgungsvertrag (Stichwort Selektivvertrag) anzubieten. Teilnehmende Einrichtungen verpflichten sich zudem zu besonderen Maßnahmen der Qualitätssicherung. Dabei werden auch Patientenerfahrungen und -einschätzungen regelmäßig erfasst sowie eine Qualitätsberichtserstattung systematisiert. Zudem gibt es besondere Anforderungen an Qualifikationen der Behandlerinnen und Behandler.

„Weitere gesetzlichen Krankenkassen wie etwa Ortskrankenkassen, Betriebskrankenkassen, die Techniker Krankenkasse, IKK, KKH oder aber alle anderen gesetzlichen Krankenversicherungen sind eingeladen, sich dieser erfolgreichen neuen Versorgungsform für ihre Versicherten anzuschließen und deren Leiden zu reduzieren“, ergänzt Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. „Das A-IMA ist eine wichtige Etappe, zur Verbesserung der Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland“, so Isenberg. Weitere Module werden folgen.

Für die Zukunft plant die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. ergänzend zur neuen interdisziplinären Diagnostik des A-IMA ein maßgeschneidertes ambulantes Kurzzeitprogramm, das beispielsweise berufsbegleitend in einem frühen Stadium von Schmerzen durchgeführt werden kann. Derartige Maßnahmen wurde ebenfalls im Projekt PAIN2020 sondiert und werden in den nächsten 3 Jahren systematisch in einem weiteren Innovationsfondsprojekt der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V und ihrer Partner aus Mitteln des Innovationsfonds im Rahmen des Projektes PAIN2.0 erprobt werden.

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