Journal Club 07.03.2023

Journal Club 07.03.23

Vorstellende Person:Jan D. Wandrey, Arzt in Weiterbildung und wissenschaftlicher Mitarbeiter, Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin, Campus Virchow Klinikum und Campus Charité Mitte, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Titel: Chronic post-surgical pain - update on incidence, risk factors and preventive treatment options

Zusammenfassende Diskussion: Aus klinischer Perspektive war von besonderem Interesse, wie die Datenlage zu chronischen postoperativen Schmerzen nach Wirbelsäulenoperationen aussieht. Der Risikofaktor Schmerzen im Operationsgebiet vor der Operation ist hier fast immer gegeben, weshalb diese Operationen mit einem hohen Risiko verbunden sein könnten. Dies entspricht auch der Erfahrung aus dem klinischen Alltag. Diese Art von Operationen wurde nicht in das Review aufgenommen, da es nicht genügend hochwertige Studien in dem Beriech gab. Insgesamt wurde deutlich, dass auch die aufgenommenen Studien sich hinsichtlich ihrer Designs und der Core Outcome Sets stark unterschieden, was zu einer großen Streuung der angegebenen Inzidenzen führte. Hier wurde diskutiert, wie wichtig Core Outcome Sets sind und dass für eine gute Vergleichbarkeit bei der Planung von Studien dies berücksichtigt werden sollte. Für die Praktikabilität wurde eingewandt, dass eine körpernahe Untersuchung nur sehr kurz oder am Besten gar nicht in das Core Outcome Set aufgenommen wird, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es durchgeführt wird.

Herausgestellt wurde auch, dass eine Opioidreduktion vor der Operation einen positiven Einfluss hat. Auffällig war, dass eine niedrigere Gabe von Remifentanil während der Operation einen positiven Effekt hatte, während sonst eine höhere Gabe von Opioiden während der Operation eher positiv war. Hier wurde diskutiert, wie qualitativ gut die Studien zur Remifentanilgabe während der Operation sind, da es sich um sehr wenige und eher Studien mit kleinen Fallzahlen handelt. Die Bedeutung von Regional Pain Services wurde herausgestellt.

Die niedrigere Inzidenz von postoperativen Schmerzen bei Hüftoperationen im Gegensatz zu Knieoperationen wurde damit erklärt, dass Patient:innen mit Knieschmerzen meist länger warten, bis die Operation durchgeführt wird, was zu einem Chronifizierungsgeschehen beitragen könnte. Auch ist das Knie im Gelenkaufbau komplexer als das Hüftgelenk.

Es wurde diskutiert ob die quantitative sensorische Testung (QST) sich als Screening eignet: die Langform der QST kann bis zu 4 Stunden in Anspruch nehmen, aber es existieren Kurzformen, die im klinischen Alltag verwendet werden könnten. So könnten Risikopatient:innen herausgefiltert werden, die besondere Präventionsmaßnahmen erhalten. Bei Studien zu Präventionsmaßnahmen hat sich gezeigt, dass eine Begrenzung auf Riskiopatient:innen sinnvoll ist, da sonst zu viele teilnehmen, die auch ohne Intervention keine Schmerzen entwickelt hätten und der Effekt nicht mehr nachweisbar ist.

Referenz:Rosenberger DC, Pogatzki-Zahn EM. Chronic post-surgical pain - update on incidence, risk factors and preventive treatment options. BJA Educ. 2022 May;22(5):190-196. doi: 10.1016/j.bjae.2021.11.008. Epub 2022 Feb 24.