GeriPAIN

S3-Leitlinie „Schmerzmanagement bei GERiatrischen PAtIeNt:innen (GeriPAIN)“ 

Leitlinien dienen durch die Vermittlung des gegenwärtigen Erkenntnisstandes der Verbesserung der medizinischen Versorgung in Deutschland [1]. Um insbesondere die vulnerable Gruppe der geriatrischen Patientinnen und Patienten mit akuten und/oder chronischen Schmerzen zu unterstützen, wird die S3-Leitlinie „Schmerzmanagement bei GERiatrischen PAtIeNt:innen (GeriPAIN)“ erstellt.

Ziel der Leitlinie ist es, das gesamte interprofessionelle Schmerzmanagement für alle geriatrischen Patientinnen und Patienten in den Settings der ambulanten, akutstationären und langzeitstationären Versorgung abzudecken. Ausgangspunkt ist die S3-Leitlinie „Schmerzassessment bei älteren Menschen in der vollstationären Altenhilfe“ (AWMF-Registernummer 145-001). Diese wird allerdings nicht nur aktualisiert, sondern um die wesentlichen Aspekte der Diagnosestellung und der nicht-medikamentösen und medikamentösen sowie invasiven Schmerztherapie ergänzt. Dadurch entsteht eine neue Leitlinie, welche die erste im nationalen und internationalen Kontext sein dürfte, die sich dieser vulnerablen Patientengruppe in einem übergreifenden Settingansatz annimmt. 

In Deutschland stellten im Jahr 2019 Menschen in einem Alter von mindestens 65 Jahren bereits ca. 22% der Bevölkerung, Tendenz steigend [2]. Diese Menschen befinden sich in einer besonders herausfordernden Lebensphase, da sie häufig von Multimorbidität und Polypharmazie geprägt ist. Zu den Merkmalen geriatrischer Patientinnen und Patienten gehören neben Symptomen wie Immobilität, Sturzneigung, kognitive Defizite und herabgesetzte Belastbarkeit insbesondere der akute und chronische Schmerz [3, 4]. Schmerz wiederum ist ein Prädiktor für Frailty (Gebrechlichkeit). Damit verbunden sind erhöhte Krankenhauseinweisungen, Pflegebedürftigkeit und Sterblichkeit [3–7].

Mit der Erstellung der Leitlinie wird genau diese Patientengruppe und ihre Angehörigen adressiert. Sie soll insbesondere die Patientensicherheit erhöhen, Versorgungsbrüche verringern und die interprofessionelle Zusammenarbeit im Schmerzmanagement stärken. Dadurch gelingt sektorenübergreifend eine bessere Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit sowie eine Stärkung der Partizipation und Empowerment älterer Menschen in ihrer Gesundheit. 

Die Erstellung der Leitlinie wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses unter dem Aktenkennzeichen „01VSF22017“ gefördert. Die Koordination findet durch die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. statt, unter der Projektleitung von Prof. Dr. Fischer, Prof. Dr. Sirsch und Dr. Drebenstedt, wobei die Evangelische Hochschule Dresden als Kooperationspartnerin fungiert. 


Literatur

  1. Muche-Borowski, Nothacker, Bloedt, Erstling, Kopp. Das AWMF-Regelwerk Leitlinien. 2. Aufl.; 2020
  2. Statistisches Bundesamt. Ältere Menschen. Im Internet: www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aeltere-Menschen/bevoelkerung-ab-65-j.html; Stand: 09.11.2022
  3. Lübke N, Meinck M. Geriatrietypische Multimorbidität im Spiegel von Routinedaten - Teil 1 : Auswertung von stationären Krankenhausdaten und Pflegedaten. Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie 2012; 45: 485 – 497
  4. Meinck M, Lübke N, Ernst F. Geriatrietypische Multimorbidität im Spiegel von Routinedaten - Teil 2 : Ambulante und stationäre Diagnosen bei geriatrisch versorgten und pflegebedürftigen Versicherten. Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie 2012; 45: 647 – 657
  5. Sodhi JK, Karmarkar A, Raji M et al. Pain as a predictor of frailty over time among older Mexican Americans. Pain 2020; 161: 109 – 113
  6. Meinck M, Lübke N. Geriatrietypische Multimorbidität im Spiegel von Routinedaten : Teil 3: Prävalenz und prädiktiver Wert geriatrietypischer Merkmalskomplexe in einer systematischen Altersstichprobe. Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie 2013; 46: 645 – 657
  7. Megale RZ, Ferreira ML, Ferreira PH et al. Association between pain and the frailty phenotype in older men: longitudinal results from the Concord Health and Ageing in Men Project (CHAMP). Age and ageing 2018; 47: 381 – 387