Magen-Darm-Schmerzen

Von Magen- und Darmschmerzen, die manchmal auch unter dem Oberbegriff „viszerale Schmerzen“ zusammengefasst werden, sind viele Menschen betroffen. Die häufigste der sogenannten chronisch-funktionellen Darmerkrankungen, bei denen Schmerzen ein Hauptsymptom darstellen, ist das „Reizdarmsyndrom“. Daneben werden auch der nicht vom Herzen kommende Brustschmerz (sog. nichtkardialer Thoraxschmerz) und der Reizmagen (sog. funktionelle Dyspepsie) zu den funktionellen Darmerkrankungen gezählt. Die für diese Krankheitsbilder typischen Schmerzen in der Magengegend bzw. dem Unterbauch gehen häufig mit weiteren Beschwerden einher. Beim Reizmagen sind dies Sodbrennen und Übelkeit, beim Reizdarm vermehrte Gasbildung im Darm, Durchfall (Diarrhö) und/oder Verstopfung (Obstipation). Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden auch unter einem Reizmagen.
 

Die Diagnose eines funktionellen Magen-Darm-Syndroms darf nur gestellt werden, wenn die wichtigsten Erkrankungen, auf denen die Schmerzsymptomatik beruhen könnte, ausgeschlossen wurden.

Dazu zählen unter anderem chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit und Krebserkrankungen. In der Regel reicht eine einmalige, gründliche diagnostische Abklärung zum sicheren Ausschluss dieser Erkrankungen aus; die zum Teil eingreifenden (invasiven) Untersuchungen, wie z.B. Magen-Darm-Spiegelungen, müssen also nicht regelmäßig wiederholt werden. Nur wenn sich langjährige Beschwerden plötzlich verändern, also ein Patient, der immer unter Durchfällen gelitten hat, plötzlich zu Verstopfung neigt, sollte er sich erneut gründlich ärztlich untersuchen lassen.
 

Ursachen für Magen-Darm-Schmerz

Die Ursachen und Umstände, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung mit Schmerzen verbundener funktioneller Darmerkrankungen führen, sind weiterhin nicht genau geklärt und höchstwahrscheinlich vielfältig. Aus heutiger Sicht scheinen eine ganze Reihe körperlicher und psychosozialer Einflüsse sowie Lernfaktoren beteiligt zu sein. Für einen Teil der Reizdarmpatienten wird angenommen, dass es infolge einer Magen-Darm-Infektion in der Vorgeschichte zu einer zwar geringfügigen, aber dauerhaften Veränderung der neuro-immunalen (am Übergang zwischen Nerven- und Immunsystem) Schutzfaktoren der Darmwand gekommen ist. Dies scheint wiederum dazu zu führen, dass „innere Ereignisse“, wie beispielsweise Darmeigenbewegungen (Kontraktionen oder Motilität) verstärkt und als unangenehm bzw. schmerzhaft wahrgenommen werden.
 

Patienten mit Magen-Darm-Schmerz weisen eine Verschiebung der Schmerzschwelle, eine sogenannte Hypersensibilität, für Vorgänge im Magen-Darm-Trakt auf, nicht aber für Gewebe außerhalb dieser Körperregion.

Stress und emotionale Belastungen können diese Symptome verstärken – ein Phänomen, das selbst Nicht-Betroffenen aus Phasen des Prüfungsstresses bekannt ist. Nicht umsonst heißt es im Volksmund „Etwas ist mir auf den Magen geschlagen“ oder „Jemand hat sich vor Angst in die Hose gemacht“.
Charakteristisch für Reizdarmpatienten und allgemein für Patienten mit funktioneller Darmerkrankung ist eine Verschiebung der Schmerzschwelle im Magen-Darm-Bereich, eine sogenannte Hypersensibilität, also eine besondere Empfindlichkeit für Vorgänge im Verdauungstrakt. Diese besondere Schmerzempfindlichkeit für Dehnungsreize bezieht sich nur auf den Verdauungstrakt und gilt nicht generell, wie Studien zeigen konnten. Diese Studien geben zudem Hinweise darauf, dass die „innere“ Schmerzverarbeitung bei Patienten mit funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen verändert ist.

Behandlungsmöglichkeiten

Chronische Magen-Darm-Schmerzen sind, insbesondere wenn der Entstehungsgrund nicht eindeutig geklärt ist, schwierig zu behandeln. Für den Patienten heißt dies, dass immer ein sehr individueller Weg zur Linderung der Beschwerden gesucht werden muss – mit dem entsprechenden Zeitaufwand. Dies kann aufgrund der ausgesprochen einschränkenden und belastenden Beschwerden unangenehm sein. Glücklicherweise drohen aber weder ein lebensbedrohlicher Verlauf noch bleibende Behinderungen.

Neben der an den Beschwerden orientierten medikamentösen Behandlung kann eine begleitende Therapie im Sinne von Verfahren zur Entspannung und Stressbewältigung sinnvoll sein, wenn Stress und Belastungen die Symptome verschlimmern. Nützt auch dies nicht, sodass die Krankheit einen sehr großen Raum im Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen einnimmt – häufige Krankschreibungen, subjektiv empfundene Einschränkungen in der Partnerschaft oder Sexualität etc., dann können schmerzpsychotherapeutische Ansätze wie Verhaltenstherapie, psychodynamische Kurzzeittherapie oder darmfokussierte Hypnose hilfreich sein.

Durch diese Maßnahmen kann erreicht werden, dass die meisten Betroffenen zwar phasenweise sehr unter den Schmerzen und Beschwerden leiden – mit entsprechender Einschränkung der Lebensqualität in diesen Phasen –, dass aber viele Patienten, sobald sie mit der Diagnose „funktionelle Darmerkrankungen“ vertrauter werden, die Situation gut meistern. Viele Betroffene lernen durch Selbstbeobachtung einen guten Umgang mit ihrer Erkrankung, z.B. indem sie lernen, welche Nahrungsmittel Beschwerden begünstigen.
 

Weitergehende Informationen finden Sie im Kapitel Nützliche Links-Bücher-Filme.

Mit bestem Dank an die Autorin Frauke Musial