Wachstumsschmerz bei Kindern

Der Wachstumsschmerz war in der Medizin lange umstritten, weil es bis zum heutigen Tag keine Methode gibt, diese Schmerzen als Wachstumsschmerzen sicher zu erkennen. Er lässt sich auch heute nur durch den Ausschluss anderer, schwerwiegender Erkrankungen diagnostizieren (sog. Ausschlußdiagnose). Seine Existenz wurde daher von vielen Ärzten bestritten und auf andere medizinische Ursachen oder das Bedürfnis von Kindern zurückgeführt, Aufmerksamkeit zu erregen.

Wachstumsschmerzen treten etwa ab dem Grundschulalter bei etwa einem Drittel aller Kinder auf. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Beschwerden bereits im Kleinkindesalter in Erscheinung treten und bis in die Pubertät andauern. Von den Beschwerden sind Jungen und Mädchen betroffen. Die Schmerzen haben meist einen dumpf-drückenden Charakter und sind fast immer in den Beinen, in der Regel beidseitig, in Kniegelenksnähe oder im Fuß-Knöchelbereich, aber nicht in den Gelenken selbst lokalisiert. Brennender oder klopfender Schmerzcharakter wird von den Kindern eher selten beschrieben. Sie treten immer am Abend oder in der Nacht auf, praktisch nie am Tage. Äußere Veränderungen an den schmerzenden Stellen sind nicht zu sehen. Es handelt sich um Ruheschmerzen, die nur selten und unregelmäßig mit vorausgegangener körperlicher Belastung in Verbindung stehen. Sie treten sehr unregelmäßig auf, im Durchschnitt etwa zwei bis drei Mal in der Woche, es handelt sich nie um einen über mehrere Tage andauernden Schmerz.
 

Die Häufigkeit der Schmerzen kann stark variieren. Das Kind ist am folgenden Morgen beschwerdefrei und die körperliche Belastung nicht eingeschränkt.

Der genaue Mechanismus der Schmerzentstehung ist bis heute nicht geklärt. Möglich sind Minderbelastbarkeiten des Knochengerüstes bei noch unzureichender Knochendichte, genetische Faktoren oder eine generell erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Eine Beeinflussung durch psychosoziale Faktoren (Kummer, Schulstress o. ä.) wird zusätzlich für möglich gehalten.
 

Wichtig für die betroffenen Kinder und deren Eltern ist die Tatsache, dass es sich bei diesen Schmerzen um ein absolut harmloses und nur vorübergehend auftretendes Phänomen handelt. Die Beschwerden verschwinden auch ohne spezielle Behandlung nach einigen Jahren.

Als Behandlung hilft teilweise schon persönliche Zuwendung, in Form von tröstendem, gutem Zureden und lokalen Massagen der schmerzenden Region. Wenn der Schlaf nachhaltig beeinträchtig wird, kommen als erstes lokale Wärme oder Kälte in Fragen. In der Regel wird schon das Aufbringen von milder Wärme eine Linderung bringen. Auch das Aufbringen von Kälte (schmerzbetäubender Effekt) kann helfen und kann deshalb ausprobiert werden. In besonders hartnäckigen Fällen ist die Gabe eines leichten, für Kinder und Jugendliche im Wachstumsalter geeigneten Schmerzmittels, z B. Paracetamol vertretbar, um einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen.

Wichtig ist dieses Beschwerdebild, weil es andere, wesentlich gefährlichere Krankheitsbilder maskieren kann, die unbedingt diagnostiziert und dann einer konsequenten Behandlung zugeführt werden müssen.
 

Hier sind u. a. zu nennen:

  • Knochentumore
  • eine beginnende rheumatische Erkrankung
  • eine Entzündung durch Bakterien oder Viren
  • eine bisher übersehene knöcherne Verletzung, z. B. als sogenannter Ermüdungsbruch nach ungewohnt intensiver körperlicher Belastung

Diese ernsthaften Erkrankungen können durch einen spezialisierten Arzt oft schon durch genaues Befragen des Kindes ausgeschlossen werden, dann sind auch weitere Untersuchungen nicht erforderlich. Im Zweifelsfall werden die schwerwiegenden Erkrankungen durch Blutuntersuchungen oder das Kind nicht belastende Magnetfeld-Untersuchungen (MRT) ausgeschlossen. Daher empfiehlt es sich bei wiederkehrenden oder anhaltenden untypischen Beschwerden in den Beinen, einen Orthopäden oder Kinderorthopäden aufzusuchen, der bei entsprechendem Verdacht die erforderlichen weiterführenden Untersuchungen in die Wege leiten kann.
 

Mit bestem Dank an den Autor Thomas Menge