Nervenschmerzen: oft unerkannt und schlecht therapiert

Deutscher Schmerzkongress 2019

Jahrestagung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) e.V. vom 9. bis 12. Oktober 2019 in Mannheim

 

Nervenschmerzen: oft unerkannt und schlecht therapiert

Neue Leitlinie zu Diagnose und Therapie verbessert Behandlung neuropathischer Schmerzen

 

Mannheim, 10. Oktober 2019 – Neuropathische Schmerzen, auch als Nervenschmerzen bezeichnet, stellen für Ärzte und Patienten eine besondere Herausforderung dar: Sie gehen auf eine Schädigung von Nervenbahnen oder zentralen, schmerzverarbeitenden Zentren zurück. Die ursprüngliche Ursache ist aber in vielen Fällen nicht oder nicht mehr erkennbar. Entsprechend werden Nervenschmerzen oft nicht oder nur verzögert diagnostiziert, und auch die Therapie gilt als schwierig. Die neue Leitlinie „Neuropathischer Schmerz“ gibt nun einen Überblick über die aktuell eingesetzten Diagnosemethoden und darüber, welche therapeutischen Möglichkeiten es gibt und wie effektiv sie sind. Die S2k-Leitlinie wurde auf der Pressekonferenz am 10. Oktober 2019 auf dem Deutschen Schmerzkongress (9. bis 12. Oktober) in Mannheim vorgestellt.

 

Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an Nervenschmerzen. Die wohl bekanntesten Ursachen für neuropathische Schmerzen sind die Gürtelrose (Herpes zoster), die als Spätfolge einer Windpockeninfektion auftreten kann, sowie der Diabetes mellitus, bei dem die Nerven durch den erhöhten Blutzuckerspiegel geschädigt werden. „Neuropathische Schmerzen können aber beispielsweise auch nach einem Schlaganfall oder infolge einer multiplen Sklerose auftreten oder auch genetisch bedingt sein“, erklärt Professor Dr. med. Christian Maihöfner, Kongresspräsident des Deutschen Schmerzkongresses 2019 und Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum Fürth.

 

Die Therapie neuropathischer Schmerzen unterscheidet sich von der Therapie anderer chronischer Schmerzen, bei denen das Nervensystem nicht geschädigt ist. Wie nun die verschiedenen Schmerzarten diagnostisch klar voneinander abgegrenzt werden und welche Behandlungsmöglichkeiten nach aktuellem wissenschaftlichem Stand geeignet sind, zeigt die neue S2k-Leitlinie, an deren Erstellung Maihöfner beteiligt war. Für die Diagnose ist eine ausführliche Befragung des Patienten ebenso essenziell wie die klinische Untersuchung. Um Art und Ausmaß der Schädigung zu identifizieren, werden neben neurophysiologischen Testmethoden zunehmend auch bildgebende Verfahren wie Kernspintomografie und Ultraschall eingesetzt. „Als Goldstandard für den

Nachweis einer Schädigung der kleinen, schmerzleitenden Fasern kann aber nach wie vor die Hautbiopsie gelten“, sagt Maihöfner.

 

Eine ursächliche Therapie der neuropathischen Schmerzen ist oft nicht möglich. Aber die Experten der Leitlinie betonen, dass die Möglichkeiten einer heilenden oder kausalen Therapie ausgeschöpft werden sollten. „Bei Nervenschmerzen, die infolge einer diabetischen Neuropathie auftreten, muss versucht werden, den Diabetes optimal einzustellen“, erläutert Maihöfner.

Die Behandlung mit Schmerzmedikamenten sei nach wie vor eine Herausforderung, denn man kann selten vorhersagen, welches Medikament bei welchem Patienten wirkt. Auch könnten Nebenwirkungen auftreten, und bei manchen Patienten könne keine ausreichende Wirkung erreicht werden, so der Experte. Die Leitlinie macht klare, wissenschaftlich begründete Aussagen zur Wirksamkeit der jeweiligen Medikamente und gibt Empfehlungen zur medikamentösen Therapie, betont aber auch, dass neben der medikamentösen Behandlung die psychosozialen Umstände der Patienten berücksichtigt werden müssen.

 

Als wichtige Therapieoption gilt nach wie vor die sogenannte multimodale Schmerztherapie, bei der die Patienten neben Ergotherapie und Physiotherapie auch eine Schmerzpsychotherapie erhalten sollten. „Im Rahmen dieser interdisziplinären Behandlung lernen die Patienten, mit dem Schmerz besser umzugehen und sogenannte Coping-Strategien zu entwickeln“, sagt Professor Dr. med. Claudia Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und Leitende Oberärztin und Schmerzforscherin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg. Schmerzbewältigungstechniken und das Überwinden eines Vermeidungsverhaltens können erlernt werden. „Denn entscheidend für den Therapieerfolg sind das individuelle Schmerzempfinden und das Lebensgefühl des Patienten“, betont Sommer. „Ziel muss es sein, die Lebensqualität wieder zu verbessern, soziale Aktivitäten zu ermöglichen und das soziale Beziehungsgefüge sowie die Arbeitsfähigkeit zu erhalten.“

 

Literatur:

Schlereth T: Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. 4. September 2019. https://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2019/PDFs_Download/030114_LL_Neuropathische_Schmerzen_2019.pdf

 

Terminhinweise:

SY02 – CRPS und Trauma: Wie unterscheiden sie sich und was kann/sollte man therapeutisch machen?

Termin: Donnerstag, 10. Oktober 2019, 08.30 bis 10.00 Uhr

Vorsitz: H. Rittner (Würzburg)

Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum „Gustav Mahler 1“

Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

 

SO07 – Keynote 2 – Thema: neuropathischer Schmerz

New treatment options: training the brain to improve neuropathic pain and CRPS?

C. McCabe (Bath, GB)

Termin: Freitag, 11. Oktober 2019, 08.30 bis 10.00 Uhr

Vorsitz: Ch. Maihöfner (Fürth), T. Sprenger (Wiesbaden)

Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum „Musensaal“

Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

 

Öffentlicher PATIENTENTAG 2019

Organisation: Ch. Maihöfner (Fürth) und T. Sprenger (Wiesbaden)

Termin: Samstag, 12. Oktober 2018, 11.00 bis 14.00 Uhr

Ort: Dorint Kongresshotel, Raum „Ludwig van Beethoven“

Anschrift: Friedrichsring 6, 68161 Mannheim

Kongressprogramm und Programm des Patiententages: https://schmerzkongress2019.de/programm/kongressprogramm/

 

Zum Deutschen Schmerzkongress:

Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerzkongress reflektiert die enorme Bedeutung des Symptoms Schmerz in sämtlichen Bereichen der Medizin und das stetige Bemühen der Schmerzexperten, den Schmerz wirksam(er) zu bekämpfen. Unter dem Kongress-Motto „MitGefühl zum Schmerz“ werden aktuelle Themen der Medizin wie Telemedizin und E-Health sowie schmerzmedizinspezifische Fragestellungen wie Qualität der stationären Akutschmerztherapie, Schmerzregister, Migräneprophylaxe und neue Schmerzkonzepte behandelt.

Mit etwa 60 wissenschaftlichen Symposien und Dutzenden Workshops und Seminaren deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Rund 2000 Teilnehmer – Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten, Apotheker und andere – werden erwartet.

Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.

 

 

 

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