„Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen“ (LONTS) - Jetzt aktualisierte S3-Leitlinie verfügbar!

Berlin, 14. April 2020. „Gute Leitlinien zur Patientenbehandlung sind für eine evidenz-orientierte schmerzmedizinische Versorgung unverzichtbar“, erklärt Prof. Dr. Claudia Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. anlässlich der jüngst erfolgten Überarbeitung der LONTS-Leitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen. Der von LONTS empfohlene kritische Umgang mit Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen ist wichtiges Leitbild der individuellen Therapieentscheidung in der Schmerzmedizin.

In Deutschland erfolgen rund 70 % der Opioidverordnungen bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS). Bei ca 1 % der deutschen Bevölkerung werden Opioide bei CNTS langfristig (mindestens drei aufeinanderfolgende Verschreibungen im Jahr) verordnet.

Die S3-Leitlinie nennt Einsatzgebiete, aber auch Grenzen einer medikamentösen Schmerztherapie mit Opioiden. Bereits zehn Jahre bevor in den USA und Kanada evidenzbasierte nationale Leitlinien zu diesem Thema veröffentlicht wurden, hat die erste Version von LONTS an Hand von eigenen Meta-analysen randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) auf die im Durchschnitt geringen Effekte von Opioiden auf CNTS hingewiesen. Neben den Unterschieden des Gesundheitswesens (Kostenerstattung für nicht-medikamentöse Schmerztherapien und Regulierung der Opioidverschreibungen in Deutschland) können auch die Vorgängerversionen dieser Leitlinie zum Ausbleiben einer Opioidkrise in Deutschland beigetragen haben.

Vertreterinnen und Vertreter aus 30 Fachgesellschaften und Organisationen inkl. zweier Patientenselbsthilfeorganisationen haben unter Koordination der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. die zweite Aktualisierung der Leitlinie erarbeitet. Die Leitlinie ist online unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html auf dem Portal der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) abrufbar: Fachliche Koordinatoren für die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. waren Prof. Dr. med. Winfried Häuser und Prof. Dr. med. Frank Petzke.

Die jetzt aktualisierte und somit zweite Version von LONTS hat evidenz- und konsensusbasierte potentielle Indikationen, aber auch Kontraindikationen für Opioide bei CNTS definiert. Weiterhin wurde auf die Notwendigkeit a priori definierter Therapieziele hingewiesen, es wurden Indikationen für den Abbruch einer Opioidtherapie benannt und Reduktions- bzw. Absetzversuche empfohlen.

Die zweite Aktualisierung von LONTS hat die systematischen Übersichten mit Meta-analysen von RCTs mit Opioiden bei CNTS aktualisiert. Die vier systematischen Reviews sind im European Journal of Pain publiziert. Konsensbasiert wurden die Indikationen für eine Langzeitanwendung (> 4 Wochen) von Opioiden bei chronischen Rücken- und Arthroseschmerzen weiter eingeengt. In enger Absprache mit der S3-Leitlinie zur Medikamentenabhängigkeit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde wurden diagnostische Kriterien für den missbräuchlichen/abhängigen Gebrauch von aus medizinischer Indikation verschriebenen Opioiden sowie evidenz- und konsensbasierte Kriterien für ihre Therapie erarbeitet.

Die Leitlinie liegt in einer Lang-, Kurz-, Kitteltaschen-,und Patientenversion vor und ist online unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html abrufbar.

 

Ansprechpartner für fachliche Fragen zur S3-LONTS-Leitlinie:
Prof. Dr. med. Winfried Häuser,
Klinik für Innere Medizin 1 (Gastroenterologie, Hepatologie, Onkologie, Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten, Psychosomatik), Klinikum Saarbrücken gGmbH
E-Mail: whaeuser@klinikum-saarbruecken.de

 

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