Schmerzen erkennen, erfassen und professionell behandeln

Deutscher Schmerzkongress 2019

Jahrestagung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) e.V. vom 9. bis 12. Oktober 2019 in Mannheim

 

Schmerzen erkennen, erfassen und professionell behandeln

Patienten in Kliniken profitieren von Pflegenden mit Schmerzbehandlungskompetenz

 

Mannheim, 10. Oktober 2019 – Schmerzen, die nach Operationen auftreten oder durch chronische Erkrankungen hervorgerufen werden, sind für Patienten eine starke Belastung. Gleichzeitig stellen sie Mediziner und Pflegekräfte in der Klinik, der ambulanten und stationären Langzeitversorgung oder in Hospizen vor eine große Herausforderung. Um zu vermeiden, dass die Schmerzen anhalten und/oder chronisch werden, ist ein umfassendes Schmerzmanagement notwendig. Sogenannte pflegerische Schmerzexperten haben diese Expertise. Sie tragen entscheidend zu einer individuellen Schmerztherapie und damit zu einer besseren Behandlungsqualität bei. Wie und in welchem Umfang sie bislang in deutschen Kliniken tätig sind, diskutierten Experten der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. auf der heutigen Pressekonferenz auf dem Deutschen Schmerzkongress (9. bis 12. Oktober) in Mannheim.

 

In der Medizin gibt es heute viele Möglichkeiten, Schmerzen gut und sicher zu behandeln. Experten sehen es daher kritisch, dass rund ein Viertel der Patienten unter starken postoperativen Schmerzen leidet und etwa die Hälfte über mäßig starke bis leichte Beschwerden klagt. „Eine unzureichende Behandlung akuter Schmerzen ist nicht nur qualvoll für den Patienten, es steigt auch die Gefahr, dass seine Beschwerden chronisch werden“, sagt Professor Dr. med. Claudia Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und Leitende Oberärztin und Schmerzforscherin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg. Das Ziel, chronische Schmerzen zu verhindern und damit die Genesung zu fördern und die Lebensqualität des Patienten zu steigern, werde im Klinikalltag und auch in Pflegeeinrichtungen nicht immer erreicht, so die Expertin. Wenn Pflegende über eine entsprechende Schmerzbehandlungskompetenz verfügten, könne die Versorgung der Patienten entscheidend verbessert werden, ist sie überzeugt. Seit fast 15 Jahren gibt es speziell auf das Thema Schmerz ausgerichtete Weiterbildungen für examinierte Pflegekräfte. Pain Nurse, Pain Care Manager oder Algesiologische Fachassistenz in der Pflege sind die Bezeichnungen, unter denen schmerzbehandlungserfahrene Pflegende tätig sind. Ihre Zahl beträgt derzeit etwa 25 000.

 


„Schmerzbehandlung ist eine interprofessionelle Aufgabe. In der Schmerztherapie geschulte Pflegekräfte tragen maßgeblich dazu bei, dass Patienten weniger unter Schmerzen leiden“, betont Sommer. Ihre Nähe zum Patienten und der kontinuierliche Kontakt prädestiniere Pflegende für diese Aufgabe. Die Pain Nurse erlernt in der Weiterbildung, im Gespräch mit dem Patienten dessen Schmerzen einzuschätzen und zu dokumentieren. Auch die Erfassung schmerzbezogener Verhaltensweisen bei Patienten, die sich sprachlich nicht konkret äußern können (beispielsweise Menschen mit Demenz), stellen eine wichtige Aufgabe der pflegerischen Experten dar. Wird deutlich, dass die Schmerzmedikation nicht adäquat ist, kann die Pain Nurse entsprechend des hausinternen Schmerzstandards oder in Absprache mit dem Arzt die Medikation anpassen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit der Patient zeitnah eine angemessene Schmerztherapie erhält. Pain Nurses kennen die Wirkungen und Nebenwirkungen einer medikamentösen Schmerzbehandlung und sind auch mit nicht medikamentösen Maßnahmen vertraut.

 


In wie vielen Kliniken pflegerische Schmerzexperten (PSE) tätig sind, welche Aufgaben sie haben und in welchen klinischen Versorgungsbereichen sie tätig sind, zeigt eine in der Fachzeitschrift Der Schmerz veröffentlichte Untersuchung. An einer Online-Befragung in Deutschland nahmen 374 Pflegedirektoren und Pflegedienstleitungen teil. Für die Auswertung wurden die Krankenhäuser nach Größe eingeteilt: klein mit bis zu 199 Betten, mittel mit 200 bis 699 Betten und groß mit 700 und mehr Betten. Ihre Auskünfte zum Einsatz pflegerischer Schmerzexperten und zu deren Aufgabenprofil haben folgendes Bild ergeben: In 70,6 Prozent der Häuser werden PSE eingesetzt. Alle großen Krankenhäuser beschäftigen pflegerische Schmerzexperten, kleine Häuser bis zu gut 50 Prozent. Eingesetzt werden sie bei Letzteren häufiger auf allgemeinen Pflegestationen, in großen Krankenhäusern in Akutschmerzdiensten oder auf Intensivstationen.

 


Schriftliche Aufgabenbeschreibungen liegen in 42,2 Prozent der Häuser vor. Zu den Hauptaufgaben der pflegerischen Schmerzexperten gehört die Versorgung von Patienten mit invasiven Schmerztherapieverfahren (37,1 Prozent) und mit komplexen Schmerzproblemen in operativen Abteilungen (33,2 Prozent). Als weitere Tätigkeiten wurden genannt: die Beratung von Patienten und Angehörigen, die Schulung der pflegerischen Kollegen und die Teilnahme an Qualitätszirkeln zum Thema Schmerz. „Die Studie gibt uns einen ersten Einblick in die Thematik. Die Verbreitung der pflegerischen Schmerzexperten legt nahe, dass die Bedeutung dieser Qualifikationen in den Kliniken als hoch eingestuft wird“, ordnet Sommer die Ergebnisse ein.

 


„Patientinnen und Patienten haben ein Recht auf ein bestmögliches Schmerzmanagement, sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeeinrichtungen“, so Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. Deshalb ist es wichtig, die Rolle und die Expertise der nicht ärztlichen Heilberufe, beispielsweise bei den Pflegeberufen, rund um das Thema Schmerz zu stärken. Die Deutsche Schmerzgesellschaft hat dazu spezielle Curricula erarbeitet, auch im Bereich der Pflege.

Grundlage für die schmerzbezogene Weiterbildung für Pflegeexperten ist ein Curriculum der Deutschen Schmerzgesellschaft, das derzeit von einer Ad-hoc-Kommission überarbeitet wird. Es wurde vom Arbeitskreis Krankenpflege und medizinische Assistenzberufe in der Schmerzmedizin entwickelt und gilt als Weiterbildungsstandard zur zertifizierten Algesiologischen Fachassistenz. „Kompetente und qualifiziert weitergebildete pflegerische Schmerzexperten leisten einen wichtigen Beitrag für eine professionelle Versorgung, die Patienten mit Schmerzen in Krankenhäusern oder Pflegebedürftigen in Pflegeeinrichtungen zugutekommt“, fasst Isenberg zusammen.

 

Literatur:

Boche R, Nestler N, Erlenwein J, Pogatzki-Zahn E: Pflegerische Schmerzexperten an

deutschen Kliniken. Eine Erfassung zu Tätigkeitsprofilen und Aufgaben. Der Schmerz 2018; 32(1):48–55. doi.org/10.1007/s00482-017-0260-8. Online publiziert: 8. Januar 2018.

 

Terminhinweise:

 


Thema: Pain nurse / Schmerzmanagement in der Pflege: Welcher Beitrag kann geleistet werden?

SY19 – Die Rolle der pflegerischen Schmerzexpert*innen – aktuelle und zukünftige Perspektiven

Termin: Freitag, 11. Oktober 2019, 15.30 bis 17.00 Uhr

Vorsitz: N. Nestler (Salzburg, AT)

Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum „Franz Xaver Richter“

Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

 


Poster-Session

Termin: Freitag, 11. Oktober 2019, 14.15 bis 15.15 Uhr

Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Foyer Ebene 1

Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

P02.06 Pflegerische Schmerzexpert*innen im Krankenhaus – wo sind sie und was sind

ihre Aufgaben?

R. Boche (Münster), N. Nestler (Salzburg, AT)

P02.07 Aufgaben pflegerischer Schmerzexpert*innen in der Altenhilfe

N. Nestler (Salzburg, AT), R. Boche (Münster)

 


Öffentlicher PATIENTENTAG 2019

Organisation: Ch. Maihöfner (Fürth) und T. Sprenger (Wiesbaden)

Termin: Samstag, 12. Oktober 2018, 11.00 bis 14.00 Uhr

Ort: Dorint Kongresshotel, Raum „Ludwig van Beethoven“

Anschrift: Friedrichsring 6, 68161 Mannheim

Kongressprogramm und Programm des Patiententages:

 

https://schmerzkongress2019.de/programm/kongressprogramm/

 

Zum Deutschen Schmerzkongress:

Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerzkongress reflektiert die enorme Bedeutung des Symptoms Schmerz in sämtlichen Bereichen der Medizin und das stetige Bemühen der Schmerzexperten, den Schmerz wirksam(er) zu bekämpfen. Unter dem Kongress-Motto „MitGefühl zum Schmerz“ werden aktuelle Themen der Medizin wie Telemedizin und E-Health sowie schmerzmedizinspezifische Fragestellungen wie Qualität der stationären Akutschmerztherapie, Schmerzregister, Migräneprophylaxe und neue Schmerzkonzepte behandelt.

Mit etwa 60 wissenschaftlichen Symposien und Dutzenden Workshops und Seminaren deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Rund 2000 Teilnehmer – Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten, Apotheker und andere – werden erwartet.

 

Kongress-Pressestelle

Deutscher Schmerzkongress 2019

Dagmar Arnold und Michaela Richter

Postfach 30 11 20

70451 Stuttgart

Telefon: 0711 8931-380/-516

Fax: 0711 8931-167

E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org, richter@medizinkommunikation.org

www.schmerzkongress2019.de

 


Thomas Isenberg

Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Alt-Moabit 101 b

10559 Berlin

Telefon: 030 39409689-1

Fax: 030 39409689-9

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